INHALTSVERZEICHNIS
VorgeschichteTag 1 - Bohol
Tag 2 - Ormoc
Tag 3 - Tagloban
Tag 5 - Cabayog
Tag 7/8 - Donsol
Tag 8/9 - Lucena
Tag 10/12 - Malabacat
Tag 12 Finale Manila
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Tag 12 Manila – das Finale
Der Morgen im Hotel „Clarkton“ beginnt mit Lachs und Rührei, frischem Mangoshake, Schwarzbrot und leckerem Schinken und natürlich einem schönen Stück Torte, richtig fett, mit Butterkrem. Dazu frisch gebrühter Kaffee.
Es klingt wie ein Märchen, ist aber keins. Das Hotel ist für seine exzellente Küche berühmt und macht seinem Ruf alle Ehre. Wir sind ausgeruht und voller Tatendrang. Noch einmal werden wir auf unsere inzwischen sehr lieb gewonnenen Honda XR 200 zurückkehren, um nach Manila zurück zu kehren. Manfred küsst sogar den Tank seiner Maschine, die ihn auf der ganzen Strecke nie im Stich gelassen hat.
Vergessen, wie sie seinen Hintern malträtierte. Das gehört dazu, lacht er später. Die letzte Etappe führt uns in den Containerhafen von Manila. Dort sollen die Motorräder dann für die nächste Tour nach Bohol verschifft werden. Also noch einmal mitten rein in das Chaos der Millionenstadt mit den außergewöhnlichsten Verkehrsregeln. Obwohl so schlimm sind die für Biker gar nicht. Immer hupen, Augen zu und durch. Vorsicht nur vor Bussen und Überlandtrucks. Die bremsen nie.
Beim Frühstück überlegen wir uns, dass es besser ist, wenn der Truck allein vorfährt und wir uns mit den Maschinen auf eigene Faust durchschlagen. Ich werde den Scout machen, Andreas den Backman. 1 Stopp pro Stunde zum Sammeln. Wenn jemand verloren geht, Notruf an alle per Handy. Bei Problemen gilt die gleiche Regel.
Wir starten und verfahren uns gleich zu Beginn. ein Philippino zeigt uns mit bester Absicht den Weg zum NEX, den North Express, den wir aber auf keinen Fall benutzen dürfen. So die Regel. Wir fahren also erst einmal 30 Kilometer in die falsche Richtung. Entspannt und ohne Zeitdruck. Dort tanken wir und versuchen in einem großen Bogen San Fernando zu erreichen. Dann plötzlich an einer Kreuzung, alle Ampeln stehen auf Rot und Manfred neben mir. Er grinst diabolisch und zeigt auf den NEX Hinweis. Ich grinse zurück. Nur eine Ampel schaltet auf grün…Abzweig links…NEX. Wir starten. Die Straße wird 4 spurig. Noch keine Mautstation in Sicht.
Wir beschleunigen auf Maximum. Tempo 110. Mehr geht nicht. Dann erscheint am Horizont die Station. Im Pulk fahren wir auf den einzigen Posten zu. Der fingert nervös an seiner Pumpgun. 400 ccm fragt er mit Blick auf unser Moped. „Shure“ antwortet Ralf. „Luck here“…er zeigt auf einen Aufkleber an der Seite. 4 0 0 prangt da in silbernen großen Lettern gleich neben dem Honda Signum. die Zahlen hat Rainer in einem original philippinischen Baumarkt erstanden und auf die Maschinen geklebt. Man weiß ja nie. Wir bekommen unsere Tickets und sind durch. Wir sind auf dem NEX, dem North Express Highway.
Doch plötzlich die letzte Maschine wird gestoppt. Ausgerechnet unser angemieteter Scout. Doch der fährt ja nun wirklich eine 400er. Das einzige Motorrad mit philippinischer Zulassung und Papieren. Unsere Dokumente, so stellen wir erschrocken fest, sind nämlich bei Kurt. auch die Special Permition. Und Kurt fährt den Truck. Er ist wahrscheinlich längst in Manila.
Na wenn das mal gut geht. Aber wir sind erst einmal glücklich darüber der Nationalroad entronnen zu sein und düsen über den NEX.
Vergessen sind die Absprachen zu Kolonnenfahrt. Jeder versucht noch einmal aus seiner Maschine das Letzte herauszuholen. Die Tachonadel schwingt zwischen 115 und 120. Wir liegen förmlich auf den Enduros, als seien es Rennmaschinen. Erwachsene Männer, die sich benehmen wie Teenager. Keine Spur von Midlifecrisis...oder.
Plötzlich ein Wirbel von Papier in der Luft. Wolfgang dreht sich noch kurz um. Stoppt mitten auf dem Highway, sehe ich noch im Spiegel. Dann verschwindet er aus meinem Blickwinkel.
Nach weiteren 10 Minuten eine riesige Raststätte. Hochmodern mit Einkaufsmall und allem was dazu gehört. Typisch amerikanisch.
Marvin donnert an der Abfahrt vorbei. Wir stoppen dennoch. Auftanken. Wolfgang und Manfred kommen auf den Parkplatz. Wolfgang wedelt mit einer Karte. Dem Stadtplan von Manila. Der ist mir aus meiner Seitentasche davongeflogen. Da war dann auch noch ein ganzes Bündel Geldscheine, dass mir entgegengeweht kam, sagt Wolfgang. Aber die konnte ich nicht mehr einsammeln. Der Wind hat sie in den Dschungel geweht. Ralf wird blass. Das waren fast 6000 Peso also 100 Euro. Die hatte ich in der Hosentasche, jetzt sind sie im Dschungel. Wir trösten den Pechvogel.
Nimm es als Aufbauhilfe und rechne es einfach auf all die San Miguel Bier um, die Du für wenige Cent in den vergangenen Tagen getrunken hast. Dann tut es nicht so weh…rät Andreas.
Wir fahren weiter. Noch 30 Kilometer bis Manila. Vorletzter Abzweig, vorletzte Mautstation, wir bleiben auf dem NEX. Übermut tut selten gut. Das merken wir, als wir plötzlich die riesige Mautstation vor uns haben, an der wir vor 2 Tagen schon einmal gescheitert sind. Wir fahren an einen Schalter mit einer jungen Frau, die zumindest sympathisch lächelt. Ich gebe ihr alle Tickets. „One Bill for all“ versuche ich ihr jede Möglichkeit des Nachdenkens zu nehmen. Ich schiebe auch gleich noch 2 große Pesoscheine hinterher. Mautgebühr 950 Peso für 9 Motorräder 400 ccm.
Sie lächelt. Dann höre ich hinter mir die vertrauten Worte „not allowed…“ Ein kleiner drahtiger Policeofficer, begleitet von mehreren schwerbewaffneten Jungs steht neben uns. Hinter uns beginnen bereits zwei Polizisten in gelben Warnwesten die Spur auf der wir uns befinden mit Kegeln abzusperren. Wir stellen uns total ahnungslos. Keiner von uns spricht englisch. Ich wedele mit meinem Handy. Call our Agency, stammele ich immer wieder dem Polizisten entgegen. No englisch, gowiritje po ruski. Irgendwie sehen wir die das Ganze als riesigen Spass. Was soll auch passieren. Wir sind ja am Ende der Reise. Wir haben zwar keine Papiere und auch keine Berechtigung mit den Maschinen auf dem Highway zu sein, aber wir haben 1000 Meilen überstanden, da werden wir uns doch nicht knapp 30 Kilometer vor dem Ziel verrückt machen.
Die Polizisten sind ratlos. Was macht man mit einer Gruppe älterer Herren, die nur Russisch und Deutsch sprechen, kein Wort Englisch verstehen und nicht einmal Papiere haben. Wir sind sehr freundlich und stammeln immer wieder ein paar Touristenworte von unserer Agentur und dem Polizisten an der anderen Station, der uns doch auf diese Straße geschickt hat und der Unwissenheit der Deutschen im Allgemeinen und in diesem besonderen Fall. Wir werden zu einem Bürocontainer eskortiert. Eine Liste taucht auf, in die wir nun alle unsere Namen schreiben müssen. 2 weitere hochrangige Polizeiangehörige kommen mit einem Jeep angefahren. Wieder lautstarke Diskussionen zwischen den Polizisten. Wir lächeln freundlich aber blöd.
„No permition…agency in Manila. Mister Kurt Biebelmann, you can call him.“ Wieder wedeln wir mit unseren Telefonen. Und wieder strahlen wir die Polizisten an, als wären wir gerade zum Familientreffen eingeladen worden. wieder diskutieren die Polizisten untereinander.
„You follow the car. you have to leave the NEX“. Wir nicken eifrig und werden mit Blaulicht zur nächsten Autobahnabfahrt in Richtung Manila begleitet. Wir sehen aus wie eine richtige Ehreneskorte und fühlen uns auch so. Nur noch 25 Kilometer bis Manila. Die freundlichen Polizisten im Jeep winken uns zu, wir fahren vorbei und winken zurück. Dank Manfred haben wir den Weg, für den wir vor 2 Tagen noch fast 5 Stunden benötigt haben innerhalb von 2 Stunden bewältigt. Dabei haben wir noch fast eine Stunde bei den ob so viel germanischer Dummheit völlig überraschten Autobahnpolizisten verbracht.
Hinein in den Hexenkessel. Die Karte auf dem Tank düsen wir in Richtung Stadtzentrum. Es macht riesigen Spass, wir wechseln die Spuren, als seien wir auf einem Dschungeltrail. Der Weg führt uns mitten über einen riesigen Gemüsemarkt. Wir switschen zwischen Körben mit Hühnern und Auberginen, Tomaten und Küchenkräutern durch. Tricycles, die unvermeidlichen Fortbewegungsmittel der Asiaten kreuzen wild hin und her. Es ist wie ein chaotischer Tanz auf dem Motorrad.,
Wir brauchen 1 ½ Stunden für gerade mal 20 Kilometer. Dann sind wir im Zentrum der Stadt. Wir rollen auf dem Strandboullevard entlang. Es nieselt leicht. Aber das tut unser Begeisterung keinen Abbruch. An der Robinsonmall, einem riesigen Einkaufstempel soll unser Hotel liegen. Einbahnstraßen wohin man schaut. Wir drehen Kreise. Dann endlich entdecken wir das Hotel. Tatsächlich an einem der dutzende Hinterausgänge des riesigen Einkaufsparadieses. Hier gibt es ganz Etagen mit Markenelektronik, Markenunterwäsche aller großen Labels der Welt, die neueste Mode für Männer und Frauen und ganze Etagen voller Goumetgenüsse.
Wer sich hier verläuft, findet ohne Hilfe der freundlichen Servicekräfte wohl nie wieder heraus. Eigentlich würden wir am Liebsten in den Tempel des Gottes Mammon eintauchen und hemmungslos shoppen, aber die Bikes müssen noch in den Containerhafen.
Also schwingen wir uns noch einmal auf die Böcke und folgen einem weissen Peugot, der uns zum Hafen bringen soll. So ein Containerhafen ist schon eine Welt für sich.
Im Dunklen würde ich dort keine Stunde verbringen wollen.
Wir verabschieden uns von unseren Maschinen und träumen schon jetzt davon, dieses Abenteuer wird fortgesetzt, irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft, denn wir alle sind ja noch so weit entfernt von der Midlifecrisis


