Tag 2 Ormoc - Tacloban

Am nächsten Morgen dann leckeres Frühstück mit frischen Mangos und wieder Rührei mit Toast. Wir wollen die große Getränkebox noch auffüllen und starten früh. Aber nur wenige Meter, denn unmittelbar nach dem Anfahren verliere ich völlig unvermittelt eine Fußraste vom nagelneuen Motorrad. Improvisation ist gefragt und die ist so gut, dass die Fußraste wohl noch heute so funktioniert. Schlüsselring und Karabinerhaken, ein Stück Draht und ein Kabelbinder…McGiver lässt grüßen. Nicht ganz so einfach ist es für unseren Scout Kurt, einen Supermarkt zum Auffüllen der Getränkebox zu finden. Stadtrundfahrt ist wieder einmal angesagt. Umsonst. Wir verlassen Ormoc ohne frisches Wasser und Bier. Dafür aber mit aufgetankten Mopeds. Etwas mehr als 50 Euro für alle komplett. Die Philippinen sind doch ein Bikerparadies. Wir fahren in Richtung Norden. Die Straßen sind vergleichbar mit Landstraßen 3. Ordnung in Deutschland.

Andreas leidet ein wenig an der Verkostung mehrerer Flaschen Red horse, die irgendwie jedem unerfahrenen Touristen früher oder später auf den Magen schlagen. Er hat sie in der Nacht gemeinsam mit einigen Philippinos in einer Karaokebar probiert und damit den Verbrauch von Aspirin am morgen danach in die Höhe getrieben. Was genau in den anderthalb Liter Flaschen unter dem Namen Red horse ausgeschenkt wird, ist bis zum Schluss dieser Reise ein Geheimnis geblieben, bei einem Literpreis von 20 cent kann es aber kaum viel mehr als Elefantenurin gewesen sein. Andreas jedenfalls muss sich diese Gemeinheit von uns noch einige Male anhören. Sein Bedarf an Red horse ist jedenfalls gedeckt.

Inzwischen haben sich auch alle an die immer wieder mal auftretenden Querrinnen und Schlaglöcher gewöhnt. Die Berge links und rechts der Strecke sind dicht bewaldet und immer wieder ziehen traumhafte Buchten an uns vorbei. Der Hintern schmerzt noch nicht und Kurt hat uns ein leckereres Fischgrillen am Meer versprochen. Dazu müssen wir an die Leyte Bay.
Dort befindet sich eine wunderschöne Bogenbrücke, die sich über die malerische Bucht spannt. Klar, dass wir diese mit Begeisterung überqueren.
Das erste Hungergefühl stellt sich ein und das Ziel Cabucgayan ist nah. Doch der vielgepriesene Fischmarkt von Cabucgayan ist abgeräumt und so müssen wir wieder improvisieren. 50 Kilometer Umweg. In Caibiran dann haben wir Erfolg. Die Motorräder dürfen wir auf dem Hof der hochamtlichen Poststation parken. Der Leiter des Postamtes Herr Garcia persönlich wird auf die Maschinen aufpassen, versichert er. Der Fischmarkt selbst bietet dann alles, was ein Taucher eigentlich nicht auf der Ladentheke sehen will. Blaupunktrochen, Babyhai, Thunfisch und so weiter. Und es stinkt bestialisch nach Trockenfisch. Der Appetit ist nicht mehr ganz so groß. Kurt und Rainer kaufen ein, Wolfgang geht auf Souvenierjagd und präsentiert anschließend stolz zwei Sweatshirts, die er für 3 Euro erstanden hat. Das Hallo ist groß, als wir feststellen, daß er bei einem Trödler gebrauchte Ware aus Deutschland gekauft hat, die hier nur noch zum Putzlappen getaugt hätte. Aber die Shirts sind sauber und schützen vor der Sonne. Manfred und ich finden am Hafen einen Chickengrill und genießen abseits des Fischmarktes völlig entspannt ein paar frisch gegrillte Fleischhalter. Kleine Spiesschen mit Hühnchenfleisch und scharfer Soße. Sehr lecker und sehr bekömmlich. Vorsichtshalber fragen wir nicht, wie lange die Spiesse schon in der Sonne gelegen haben. Kurt und Rainer haben inzwischen auch eine kleine Spelunke gefunden, dass bereit ist uns den frischen Fisch zu grillen. Richtige Begeisterung an dieser Aktion hat wohl nur die dicke Wirtin, die in der 2-Tischkneipe ihre Familie hin und her scheucht. Naja und vielleicht noch Manfred, der grinsend auf die leckeren Fleischhalter am Chickengrill verweisen kann. Ich suche nach einer Toilette und verschwinde den schmutzigen Fingern der dicken Wirtin folgend hinter einem Vorhang. Dann habe auch ich überhaupt keinen Hunger mehr. Vielleicht lag es aber auch an den 4 Hühnchenspießen, die ich vorher verputzt hatte.,

Kurt gibt derweil dem Jungen am Grill Anweisungen, die der geflissentlich überhört und den Fisch so grillt, wie er ihn immer grillt.

Wir finden tatsächlich noch ein kleines Cafe, in dem es frisch Gebrühten gibt. Der Posthalter verabschiedet uns wortreich. Wir dürfen sogar die Toilette noch benutzen…Ralf ist glücklich. Sein Magen rumort nicht mehr nur, er kneift gewaltig.

Wir fahren weiter und erreichen Tacloban City. Kurt hat in seinem Reiseführer gelesen, dass wir hier das erste Haus am Platz besuchen würden. Stimmt. Es war das erste Haus am Platz im Jahre 1984. Aus diesem Jahr, so vermuten wir stammt auch der gedruckte Reiseführer. Leider den Hinweis falsch interpretiert. Es war wohl das erste Haus, dass hier massiv errichtet worden war. Allein die Zimmer waren sauber und Kurt wurde wieder einmal zu Freibier verdonnert. Dazu gab es leckeres Kinelaw, roher Gelbflossenthunfisch in Kokossoße und Bulalo, eine Suppe vom ganzen Rinderknie. Beides wurde zur absoluten Lieblingsspeise aller Mitreisenden für den gesamten Aufenthalt. Dazu haben wir uns noch leckere Leber und Crispy pork, scharf gegrilltes Schweinefleisch mit super knuspriger Schwarte, bestellt. Eine Spezialität auf den Philippinen und eine wahre „Gourmetorgie“ für uns.. Der Eierreis, eigentlich die Hauptspeise, wird fast gar nicht beachtet und berührt. Im Hotel dann die große Überraschung. Die bei Ankunft gegen 16 Uhr bestellte Masseurin wartet bereits seit 19 Uhr, also nunmehr gut 2 Stunden, auf uns. Aber besser sie als wir. So viel Ausdauer musste belohnt werden. Bei ihren gut 80 Kilogramm auf 1, 50 Länge verteilt, kam wohl niemand auf falsche Gedanken und so legte sie dann tatsächlich noch sehr erfolgreich Hand an die verspannten Schultergürtel. Es ist schon erstaunlich, wie schnell ein nicht mehr ganz frischer Biker auf einem 200 er Enduro die Nackenmuskeln nicht mehr spüren will. 8 Euro für eine Stunde echter philippinischer Massage, einer Mischung aus Thai, Shiatsu und swedisch. Sehr gut und sehr hilfreich für die nächsten Kilometer.