Tag 3 Tagloban - Catbalogan

Der nächste Morgen, Wir sind startklar und sehen ein wenig aus wie die gefürchteten Rebellen der abu sayaf.

Ein junger Kellner will augenscheinlich die Geduld von deutschen Motorradfahrern testen. Jedenfalls kann er außer „scrambled eggs“ und pappigem Weißbrot nichts kredenzen. Kein Obst, keinen frischen Kaffee, keinen Schinken und erst recht keinen Käse. Auch Marmelade, die es sonst immer gibt … Fehlanzeige. Auch der Hinweis auf den nächsten Supermarkt half nichts. So viel Lethargie wie bei diesem jungen Burschen haben wir zum Glück nie wieder angetroffen. Aber wie gesagt, wir waren ja auch im „ersten Haus am Platz“ und das befand sich gerade in einer schwierigen Renovierungsphase, wie wir den Geräuschen von Presslufthammer und Kreissäge gleich neben dem Frühstücksraum entnehmen konnten. Dennoch gab es noch frische Ananas zum Frühstück. Die dicke Masseurin stand plötzlich im Frühstücksraum mit einem Netz voller kleiner zuckersüsser Früchte. Sie war von uns so angetan, dass sie den abendlichen Hinweis auf unseren Heißhunger nach Ananas ernst genommen hat und tatsächlich auf dem Markt für uns die Früchte besorgt hat. Freundlichkeit hat eben noch nie geschadet. Vielleicht lag es aber auch den reichlichen Trinkgeld, mit dem wir sie am Abend vorher für die lange Wartezeit entschädigt hatten.

Erste Wolken ziehen über die Insel Leyte und wir versuchen dem zu erwartenden Regen zu entkommen.

Tag 4 Catbalogan - Calbayog

Wieder geht es relativ früh auf die Piste. Wir wollen in der Mittagshitze nicht auf den Böcken sitzen, sondern lieber am Strand liegen. Wollen wir wirklich, klappt aber nie. Heute wir die längste Brücke der Philippinen erreichen. Ein wahres Meisterwerk philippinischer Baukunst. Streng bewacht vom Militär.
Also begeben wir uns auf die San-Juanico-Straße zwischen Leyte und Samar.

Und dann taucht das Wunderwerk der Technik am Horizont auf und wir sind begeistert. die Soldaten, die die Brücke bewachen auch. Wahrscheinlich nehmen sie deshalb bei unserer Ankunft gleich erst einmal die Maschinenpistolen in den Anschlag.

Imponiergehabe, wie wir später erleichtert feststellen. Nur auf die Frage von Kurt, ob die Brücke vor den hier ihr Unwesen treibenden Rebellen geschützt würde, bringt ein sehr verlegenes Grinsen auf das Gesicht des Kommandeurs. Was soll er angesichts der laufenden Kameras darauf auch antworten „…nein, nein, die Insel ist sicher und Rebellen gibt es her schon lange nicht mehr“ versichert er schnell mit sichtbar unwohlem Gefühl und recht unsicherem Blick in die Runde. Die Brücke selbst befahren wir auf ihrer gesamten Länge dann mindestens 3 mal…immer zwischen Leyte und Samar und umgekehrt pendelnd. Zu imposant ist das Gefühl, zu schön der Ausblick. Die Stimmung ist ausgelassen und wir fühlen uns ein wenig wie Helden der Betonpiste.

Naja zumindest fast, denn Ralf hat sich wohl irgendwie den Magen gründlich verdorben und freut sich über jeden Stop. Dann verschwindet er sofort im Gebüsch. Manfred weiß nicht mehr, wie er richtig auf dem Motorrad sitzen soll. Der Hintern und die Knie melden sich in immer kürzen Abständen und revoltieren gegen die ungewohnte Belastung. Alle anderen kämpfen mit gleichen Beschwerden nur verkneifen sie sich die Bemerkungen dazu. Schließlich fahren wir ja gegen die Midlifecrisis und nicht mit ihr. Und die wunderschönen
Eindrücke an der Strecke entschädigen für Vieles. Oft sind es auch die Menschen am Straßenrand, oder auf der Straße selbst, die uns faszinieren.

Mancher Stopp gilt aber nicht nur der Bewunderung von Natürschönheiten, sondern auch mal ganz menschlichen Bedürfnissen…

Die nächsten Kilometer, laut Kurt sollen es nur noch dreißig sein, in der Realität sind es jedoch noch einmal fast 80, lassen die Stimmung schnell sinken. Der Abstieg im Hotel von Cabayog verläuft recht schweigsam, ja sogar das ein oder andere Knurren ist deutlich vernehmbar. 4 Tage und schon 700 Kilometer geschafft. Das umstrittene Navigationsvermögen von Kurt, der immer wieder mit seinen Entfernungsschätzungen daneben liegt, sorgt also auch an diesem Abend für Freibier. Es ist schon erstaunlich welch wohltuende Wirkung Freibier auf gestresste Hinterteile hat. Doch neben den körperlichen Belastungen haben wir inzwischen auch mit einem ganz anderen Zivilisationsproblem zu kämpfen Der Geruch unserer doch recht knapp Ausrüstung, jeder hat nur 2-3 T-Shirts und ebenso viele Unterhosen zur Verfügung, erreicht uns sogar durch den Schutz der inzwischen beschafften Hals- und Gesichtstücher. Mehr als ein Rucksack pro Person geht nicht auf den begleitenden Pickup, so die vorgegebene Gepäckbeschränkung, die direkte Auswirkungen auf das mitgeführte Wechselzeug hatte.

Die Schlafstation dieses Abends verfügt zwar über einen Swimmingpool mit viel Chlor, dafür aber nicht über die gewünschte Laundry.

Leider ist dieses hotel auch bei Dienstreisenden sehr beliebt und so kommen wir bis spät in die Nacht nicht zur Ruhe. Dafür werden wir aber am nächsten Morgen von den startenden Trucks auf dem großen Parkplatz recht unsanft geweckt. Aber es gibt auch einen Lichtblick in der Motelanlage. Das Internet funktioniert und wir haben wieder Kontakt zur „Aussenwelt“. Dank „wireless lan“ können sogar die e-mails aus der Heimat abgerufen werden.