Tag 8–9 Legaspi–Lucena (2 Nächte)

Der nächste Tag beginnt voller Tatendrang, denn wir wissen alle, dass an diesem Tag die wohl härteste Etappe vor uns liegt.

Wir fahren über den Pan Philippinen Highway. LKWs aller Größen und immer wieder Schnellbusse rasen über die Piste und lassen uns manchmal auf den kleinen Enduros zittern. Wir stoppen nach mehreren Regenschauern, die wir wartend in kleinen Strohhütten am Wegesrand abwarten, in einem Restaurant, dass mit typisch philippinischer Küche lockt. Ein leckeres Büfett ist der Lohn für diesen Stopp. Erst später merken wir, dass wir mitten in eine Hochzeit geplatzt sind. Lustig. Die Mädels singen Karaoke im Nebenraum und die Männer schütten sich systematisch mit Rum zu. Die Frage nach der Brautnacht erübrigt sich wohl von selbst, wenn man den Bräutigam beobachtet. Aber so eine Hochzeit dauert hier ja drei Tage und da hat der junge Mann noch reichlich Zeit, seine Hochzeitsnacht nachzuholen.

Rund 360 Kilometer sollte diese Hammeretappe lang sein. Dank Kurt bringen wir es auf es dann doch noch auf mehr als 420, denn irgendwann verpasst unser Scout den richtigen Abzweig und so irren wir eine Weile über die Halbinsel. es wird dunkel und das Ziel ist immer noch fern. Manfred ist sauer. Kurt völlig entnervt. Wir ändern die Strategie. Ralf und ich werden als Pfadfinder entsandt und wir lotsen den Rest der Truppe dann endlich in das gebuchte Hotel. Es ist wieder stockfinster als wir auf den Hotelhof einbiegen. Bier steht schon auf dem Tisch und dennoch … Manfred spricht nicht mehr mit uns. Erst nach dem dritten Bier verweigert er sich nicht mehr meinen Kommunikations-versuchen. Aber ich verstehe seinen Frust und will die Stimmung wieder aufbauen… Wir entscheiden uns spontan zu einem weiteren Pausentag. Es regnet immer wieder. Keiner hat wirklich Lust Motorrad zu fahren und den nächsten Vulkan zu erkunden. Rainer startet dennoch mit Sohn Marvin zum Abenteuertrip zum Taal Vulkan. Wir anderen bleiben im Hotel und gehen shoppen im riesigen Einkaufszentrum der Stadt. Dort gibt es auch ein exzellentes Massagestudio mit blinden Masseuren. Die finden wortlos, nur durch einfache Berührung, alle verknoteten Muskelstränge.

Rainer und Marvin erreichen spät abends wieder das Hotel und beglückwünschen uns zum Entschluss auf die Strapaze dieses Ausflugs verzichtet zu haben. Sie haben für die 160 Kilometer mehr als 8 h gebraucht. Dabei fahren die beiden nun wirklich einen heißen Reifen. Der Vulkan selbst lag dann auch noch im Nebel.

Der Regen scheint sich an uns gewöhnt zu haben. wir an ihn jedoch nicht. Dennoch beschließen wir nun unsere Tour fortzusetzen. Inzwischen haben wir auch die Maschinen bei schwierigen, weil schmierigen Straßenverhältnissen beherrschen gelernt. Ich zittere zwar immer noch ein wenig bei engen Rechtskurven und auch Manfred bremst vor jeder Rinne bis fast auf Schrittgeschwindigkeit ab, aber dafür haben wir auch schon mehr als 1000 Kilometer ohne nennenswerte Pannen und vor allem ohne jeglichen Sturz hinter uns gebracht. Und es macht trotz mancher Überraschung und Meckerei immer noch richtig Spass.